Für unsere MBLZ-Spielerinnen des Jahrgangs 2002 Lisa Kiefer, Annika Krusche, Nina Stengel und Kaja Szych ist die Zeit in den Nachwuchsteams nach dieser Saison nun vorbei. Wie sie ihre letzten WNBL-Spiele in Erinnerung haben und wie es für sie basketballerisch weitergeht, lest ihr in diesem Interview!
Luzie: Hallo Lisa, Annika, Nina und Kaja. Ihr werdet/wurdet dieses Jahr 18 und habt somit diese Saison zum letzten Mal in Nachwuchsteams, wie beispielsweise der WNBL gespielt.
Wie habt ihr die WNBL-Saison als Spielerinnen des ältesten Jahrgangs wahrgenommen? Gab es einen Unterschied zu den anderen WNBL-Saisons?
Lisa: Also zum einen gab es ja die große Veränderung, dass wir nicht mehr die Kooperation mit Grünberg hatten. Es waren also „nur“ wir. Als älterer Jahrgang hat man eigentlich immer mehr Verantwortung. Aber irgendwie habe ich das nicht so richtig gespürt. Klar, in wichtigen Spielen in der Crunchtime wurde schon meist auf uns geschaut, aber es war eher der Erfahrung halber. Eigentlich gab es nicht wirklich die „Älteren“ und die „Jüngeren“.
Annika: Ich finde auch, dass in dieser Saison kaum zwischen den Jahrgängen differenziert wurde. Es hat mir sehr gefallen, dass wir so ein homogenes Team waren.
Nina: An dieser Stelle kann man auch nochmal ein kräftiges Lob an vor allem die 2004er geben. Sie haben sich im Laufe ihrer ersten WNBL Saison so unglaublich weiterentwickelt und waren ein wichtiger Bestandteil des Teams.
Kaja: Da kann ich nur zustimmen. Wie Lisa schon gesagt hat, hat man mehr Verantwortung getragen, aber im Grunde hat man diese Verantwortung auf jeden Einzelnen aufgeteilt und wer auf dem Spielfeld stand, hat Energie und Motivation gezeigt. Das hat mir als Spielerin des älteren Jahrgangs eine Menge Druck genommen!
Seid ihr zufrieden mit der Saison und dem Ergebnis?
A: Mit der Saison auf jeden Fall, nur mit dem Ergebnis leider nicht. Meiner Meinung nach hätten wir es noch weiter schaffen können. Das Ende war sehr traurig, aber letztendlich zählt für mich die schöne Saison als Gesamtes. Der starke Teamzusammenhalt und die gute Entwicklung stehen hier für mich im Vordergrund. Ich meine, zu Beginn war noch nicht mal klar, dass wir überhaupt die Qualifikation schaffen und am Ende waren wir in den Playoffs und das Halbfinale war in Sichtweite!
K: Da stimme ich Anni absolut zu, aber das kann ich auch erst rückblickend von mir behaupten. Vor der Quali, während des Trainings mit den Mädels und mit Mo als Trainer, habe ich gemerkt, wie gut das Team harmoniert und wie gerne ich eine Saison mit dieser Mannschaft spielen würde. Die Angst, bei der Quali rauszufliegen, war dementsprechend die ganze Zeit präsent, denn ich persönlich wollte unbedingt noch eine WNBL-Saison spielen können. Als wir dann das letzte Quali-Spiel mit einem Punkt Unterschied für uns entscheiden konnten, war ich unfassbar glücklich, hatte aber eigentlich nicht wirklich hohe Erwartungen an uns, da ich die Quali schon als eigenes, erstes Ziel gesehen hatte. Doch über die Saison hinweg haben wir uns alle sehr weiterentwickelt und an Selbstvertrauen gewonnen und auch der Wille, mehr als nur die Playoffs zu erreichen, war bei allen da. Die Saison war ein wirklich toller Abschied aus dem Jugendbereich und ich glaube, wir hätten noch in die Halbfinal-Playoffs kommen können. Jedoch kann ich mehr als zufrieden und stolz auf unsere Leistung auf die Saison zurückblicken.
N: Die beiden bringen es voll auf den Punkt. Was mich nur immer wieder auf neue fasziniert hat ist, wie gut wir uns im Team doch verstehen. Ich persönlich habe mich immer sehr wohl gefühlt und bin immer gerne ins Training gekommen. Nicht nur im Training sondern auch außerhalb der Halle hatten wir immer sehr viel Spaß. Man könnte sagen,wir sind wie eine kleine Familie. 🙂
L: Was Nina anspricht, ist glaube ich das, was uns trotz aller Zweifel so weit gebracht hat. Auch wenn wir vielleicht nicht basketballerisch die stärksten waren, haben wir gemeinsam als Team so gut gespielt. Das macht uns aus. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen, und wir können alle stolz auf sein.
Wie war das Gefühl als ihr in Ludwigsburg ausgeschieden seid, und ihr realisiert habt, dass das euer letzter Auftritt im WNBL-Trikot war?
K: Ich bin mit gemischten Gefühlen in das letzte Spiel der Saison reingegangen. Vor jedem Spiel ist diese gewisse Nervosität vorhanden, aber diesmal habe ich sogar ein wenig Angst empfunden, dass es das letzte Spiel der Saison sein könnte. Diese Nervosität habe ich das ganze Spiel über nicht loswerden können und dementsprechend unzufrieden war ich mit meiner persönlichen Leistung in diesem Spiel. Gegen Ende war das Ergebnis dann recht deutlich, sodass man sich während des Spiels schon mit dem Gedanken abfinden musste, gerade sein letztes Spiel im Jugendbereich absolviert zu haben. Über die Tatsache, dass das letzte Spiel für mich nicht zufriedenstellend lief, konnte ich glücklicherweise schnell hinwegsehen, da ich mich vor allem am zweiten Spiel der Runde festgehalten habe, da ich finde, dass wir dort alle eine super Leistung abgeliefert haben und dieser Sieg einer der schönsten während der ganzen Saison war.
L: Ich hatte mich leider genau vor den Play-Offs verletzt und musste mindestens drei Wochen pausieren, daher konnte ich gar nicht spielen. Kurz vor dem dritten,entscheidenden Spiel stand die Überlegung im Raum, ob ich nicht doch spielen könnte. Ich war hin und her gerissen, einerseits hatte ich noch ziemliche Schmerzen, andererseits wollte ich unbedingt spielen. Nach einigen Überlegungen habe ich mich dann entschieden, nicht zu spielen, weil ich in dem Zustand dem Team eher geschadet als geholfen hätte. Dennoch, auf der Bank zu sitzen und zuzusehen, wie das Team verliert, ohne etwas machen zu können, war hart. Ich habe es danach gar nicht realisiert. Für mich persönlich war somit das letzte Spiel, wo ich gespielt habe, das letzte reguläre Saisonspiel in Rhöndorf. Wir hätten den Sieg gebraucht, um weiterzukommen, somit hätte das auch unser letztes Spiel sein können. Als wir dann gewonnen hatten und sicher in den Play-Offs standen, war das so ein schöner Moment. Das war unser Ziel gewesen, und ich kann mich noch sehr gut an unsere Freude und Erleichterung erinnern. Alles andere war „Bonus“ . Und genau wie Kaja behalte ich das letzte Heimspiel in Erinnerung,was unser letzter Sieg als Team war.
A: Ich war beim besagten Spiel krank und musste zu Hause bleiben. Das war ein schreckliches Gefühl für mich. Es hat sich angefühlt, als würde ich mein Team im Stich lassen. Ich habe sehr mitgefiebert und als ich dann von der Niederlage erfuhr, war ich wirklich traurig. Ich wusste, dass es unser letztes Spiel zusammen war und ich die gemeinsame Zeit extrem vermissen werde.
N: Leider konnte ich aus familiären Gründen auch nicht mit in Ludwigsburg dabei sein, habe aber dennoch eifrig mitgefiebert. Lisa hat mich auf dem laufenden gehalten und es war ein schreckliches Gefühl das Team nicht aktiv unterstützen zu können. Nach der Niederlage habe ich glaube ich gar nicht richtig realisiert, dass ich das letzte mal mit diesem Trikot und der Mannschaft und dieser Konstellation auf dem Feld stand.
Wisst ihr schon, wie es nächstes Jahr basketballerisch für euch weitergeht? Lisa, Nina, Kaja ihr habt ja noch ein Jahr Schule vor euch und seid daher auf jeden Fall an Marburg gebunden. Wisst ihr schon in welchen Teams ihr spielen werdet?
L: Aufgrund der aktuellen Situation ist alles noch sehr ungewiss. Es ist schwer, die einzelnen Kader festzulegen, man weiß nicht, wer bleibt und wer geht. Ich werde aber voraussichtlich in der 1. und 2. Bundesliga spielen. Nebenbei mache ich aber auch noch Abitur, worauf meine Priorität liegen wird. Auch da muss ich schauen, wie man das alles unter einen Hut bekommt.
N: Ich werde voraussichtlich in der Regio spielen. Für diese Saison reicht mir auch ein Team, denn ich weiß wieviel Zeitaufwand zwei Teams mit sich bringen und ich will mich dieses Jahr auch erst mal auf mein Abitur konzentrieren und danach wird weiter geschaut.
K: Tatsächlich habe ich noch überhaupt keine Vorstellungen davon, wie es nächste Saison aussehen wird. Ich wurde vom Coach der 2. Liga, Wysocki, zu den ersten Trainingseinheiten eingeladen und würde mich auf jeden Fall freuen, dort spielen zu können und daneben wahrscheinlich noch in der Regionalliga. Eigentlich wollte ich diese Saison in Hinsicht auf Schule erstmal nur in einem Team spielen, aber so wie ich mich kenne, wird das eh nichts… 🙂
Ihr habt alle bereits Erfahrungen in Seniorenteams gesammelt, jedoch hatte die U18-Bundesliga bei euch in der Regel Priorität. Was verändert sich jetzt für euch, wenn ihr ausschließlich in Damenteams spielen werdet?
L: Ich denke, es ändert sich vor allem das Umfeld. Vorher hat man ausschließlich mit Gleichaltrigen gespielt, jetzt meist mit Älteren, die mehr Erfahrung haben und eventuell auch andere Spielweisen. Aber ich denke, dass man da schnell reinkommt, vor allem weil wir ja jetzt schon mitgespielt haben.
A: Ich glaube auch, dass die Umstellung nicht so gravierend ist, da wir vorher schon in den Seniorenteams mitgewirkt haben.
K: Wahrscheinlich ist es hilfreich, dass wir die letzten zwei Jahre über die Regionalliga schon mal in den Damenbereich “schnuppern” konnten, um eine Idee von der Spielweise und Intensität zu bekommen.
Marburg wird nächstes Jahr auch ein Zweitligateam haben. Wie schätzt ihr das Niveau in der 2. DBBL ein und was unterscheidet sich beispielsweise von der WNBL, Regionalliga oder auch von der 1. DBBL?
K: In der WNBL-Saison 2018/2019 haben wir (damals noch in Kooperation mit Grünberg) einmal die Woche mit der zweiten Liga aus Grünberg trainieren dürfen. Ich persönlich habe da einen deutlichen Leistungsunterschied gemerkt, da das Spiel auf einer viel körperlichem Niveau und mit einer höheren Intensität stattfindet. Ich kann nicht einschätzen, wie unsere 2.Liga in Marburg sich gestalten wird, da es schwer ist, einen Kader zu definieren und festzulegen, aber ich glaube, Wysocki wird die Aufgabe als Trainer gut meistern. Ich bin sehr gespannt und hoffe, mich im Training weiterentwickeln zu können.
L: Ich denke auch, dass man die Liga auf gar keinen Fall unterschätzen sollte. Ich meine, es ist eine Profi-Liga, da spielen Frauen, die jahrelang Erfahrung haben und sehr physisch spielen. Das habe ich schon in der 1. Bundesliga gemerkt. In der WNBL waren immer Mädchen unseren Alters, und in der Regionalliga war der Wettbewerb nicht so groß. Dennoch glaube ich auch, dass wir mit dem richtigen Team und dem richtigen Willen mithalten können.
A: Ich kann mich da den anderen nur anschließen. Ich glaube, dass die zweite Bundesliga eine Herausforderung für uns wird, aber ich freue mich darauf.
Dankeschön für eure Zeit und viel Erfolg weiterhin!